Aktionstheater Donzdorf


Die Ausstellung wurde am 24. 5. 2000 in der Stadthalle Donzdorf eröffnet.
Sabine Albrecht hielt dabei die Festrede.
 

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Theaterfreunde,

wie schön, daß Sie heute Abend da sind. Ich freue mich, daß ich Sie in diese Ausstellung einführen darf, mit meinen Gedanken und Erinnerungen an 25 Jahre  Aktionstheater.

Was Sie hier ausgestellt sehen, sind die Spuren einer 25jährigen Vergangenheit oder eines Viertel Jahrhunderts, um es etwas plakativer zu sagen. Ich denke jedem von Ihnen, der oder die heute Ab end hier ist, kommt beim Lesen oder Betrachten der Exponate ganz eigene Erinnerungen, und ich möchte Sie heute Abend einladen, auf meine ganz persönliche Erinnerungsreise mitzukommen.

(Musik setzt ein)

Doch zunächst möchte ich Sie bitten, für einen kurzen  Moment noch in der Gegenwart zu verweilen. Ich möchte Sie bitten, an einer kleinen, ganz einfachen Theaterübung teilzunehmen, die seit Jahren im  Aktionstheater praktiziert wird.

Wir fangen jetzt damit an: Bitte, stellen Sie Ihre Beine hüftbreit, gehen Sie leicht in die Knie, stehen Sie locker und aufrecht, verwurzeln Sie mit dem Boden, lassen  Sie den Atem fließen, der wie eine Welle kommt und geht, kommt und geht. Wenn Sie wollen, schließen Sie die Augen und überlassen sich ganz den Bildern, die in Ihnen hochsteigen.

Was sich für Sie vielleicht wie Meditationsmusik anhört, habe ich Anfang bis Mitte der 80er Jahre zwei Mal in der Woche gehört. Denn damals war ein Abend in der Woche ganz dem Schauspiel-Training gewidmet und auch der zweite Abend, wo die Arbeit an der Inszenierung im Mittelpunkt stand, war ohne Körpertraining undenkbar. Zweimal in der Woche habe ich also diesen Klängen gelauscht. Das prägt, wie Sie sich denken können. Doch dieser Musik habe ich mich immer besonders gerne überlassen. Sie war die Belohnung nach einer schweißtreibenden Übung. Nach
totaler Körperaktion folgte eine Phase der Ruhe, Erholung und Sammlung.

Etwas, das jetzt vielleicht auch bei Ihnen geschieht. Ihre Gedanken an den Alltag rücken in den  Hintergrund. Sie kommen bei sich an, Sie werden  offen für das Kommende. Ihr Atmen fließt, kommt und geht, kommt und geht wie eine Welle. Dabei erleben Sie eine Bewegung des Auf und Abs, des  Werdens und Vergehens und erleben damit in dieser  kleinen Bewegung Ihres Atmens, in diesem winzigen Augenblick Ihres Lebens die ganze 25jährige
Geschichte des Aktionstheaters.

(Musik klingt langsam aus)

Denn wie keine zweite Kunst ist das Theater von der Vergänglichkeit gezeichnet. Auf die Premiere und die anschließenden Aufführungen folgt immer wieder aufs Neue die Stücksuche, die Rollenfindung, das
Textlernen, die Inszenierungsarbeit, der Kulissenbau, das Lampenfieber vor der nächsten Premiere. Und das
sind nebenbei bemerkt nur die äußeren Eckdaten, die jedoch das Wesentliche der Arbeit, das menschliche
Miteinander mit all seinen verzweifelten, aber auch glückhaften Momenten einschließt.

Dieser ewige Kreislauf der Theaterarbeit ist wie das Auf und Ab Ihres Atmens. Und so wie auch Sie nie den selben Atmenzug zweimal tun können, sind auch die Inszenierungen des Aktionstheaters der vergangenen 25 Jahre unwiederbringlich vorbei. Diese Vergänglichkeit des Theaters, die so viel mit dem Leben selbst zu tun hat, hat schon vor 200 Jahren der schwäbische Dichter Friedrich Schiller in so schöne Worte gefaßt:

"Denn schnell und spurlos geht des Mimen Kunst,
Die wunderbare, an dem Sinn vorüber,
Wenn das Gebild des Meißels, der Gesang
Des Dichters nach Jahrtausenden noch leben,
Hier stirbt der Zauber mit dem Künstler ab,
Und wie der Klang verhallet in dem Ohr,
Verrauscht des Augenblicks geschwinde Schöpfung,
Und ihren Ruhm bewahrt kein dauernd Werk.
Schwer ist die Kunst, vergänglich ist ihr Preis,
Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze."

Ich selbst habe die erste Inszenierung des Aktionstheaters verpaßt.  Ich war 1975 mit damals neun Jahren einfach noch zu klein, für die "Kreisläufe des Lebens", so der Titel der ersten Theateraktion. Mit diesem Paukenschlag in den Augen vieler Donzdorfer setzte mein Vater seine experimentelle Arbeit fort, die er an der Kunstakademie
begonnen hatte, was in gewisser Weise etwas naiv war. Denn ohne sein Publikum in den Blick zu nehmen, inszenierte er im Stil einer Performance, mit hauptsächlich visuellen Mitteln und sozialkritischer Tendenz. Die meisten waren über diese Schöpfung schockiert. Ein Schock, von dem sich bis heute - so fürchte ich fast - noch nicht alle erholt haben. Denn wie anders ist es zu erklären, daß das Aktionstheater
auch nach 25 Jahren immer noch ohne festen   Arbeitsraum dasteht. Das Publikum also mag teilweise verstört reagiert haben. Die Spieler jedenfalls, die in den ersten Stunden des Aktionstheaters mitgemacht
haben, waren mit Feuereifer bei der Sache.

Ich habe zehn Jahre beim Aktionstheater aktiv mitgewirkt. Zuerst habe ich nur die Scheinwerfer geschwenkt, später zahlreiche Nebenrollen gespielt, kurzfristig die Hauptrolle bei der Boulevardkömodie "Lauf doch nicht immer weg" übernommen, immer Kulissen mit aufgebaut und wieder abgebaut, Lastwagen mit beladen, wenn Gastspiele anstanden, Schminkkurse oder Kurse zu Atem- und Sprechtechnik besucht oder die hitzigen Diskussionen bei den
Göppinger Theatertagen miterlebt.

Dann habe ich Abitur gemacht, und ich bin nach München gegangen, um Theaterwissenschaft zu studieren. Das war im Herbst 1986. Trotzdem habe ich  noch bei dem Antiken-Projekt "Antigone" intensiv  mitgewirkt. Danach war meine aktive Zeit beim  Aktionstheater zu Ende. Doch aus der Perspektive der  Zuschauerin habe ich alle Inszenierungen gesehen, die bis jetzt in Donzdorf Premiere hatten. Als meine Tochter `98 auf die Welt kam, nahm ich sie als Baby mit zur Premiere von "Ronja Räubertochter". Seither habe ich für sie immer einen Babysitter  gefunden, so auch heute Abend mit meinem Bruder Felix.

Ich muß gestehen, daß mir nicht alle Inszenierungen in gleicher Weise präsent sind. An einzelne Inszenierungen erinnere ich mich nicht so genau, das "Mißverständnis" von Camus ist so eine. Doch das ist die Ausnahme. Viele, viele Inszenierungen haben sich mir in unvergeßlichen Bildern eingeprägt: "Momo" mit seinen innigen Szenen auf den Stufen der Schulaula, "Alice hinter den Spiegeln" mit seinen poetischen Kostümen oder wie im "Sommernachtstraum" die verwirrten Liebenden im Wald umherirrten. Je mehr ich als Theaterwissenschaftlerin und später als Journalistin Inszenierungen des Profitheaters erlebte, desto mehr genoß ich die Aktionstheater-Inszenierungen mit ihrem leidenschaftlichen Ernst und ihrer Frische.

In 25 Jahren hat das Aktionstheater 40 Inszenierungen und drei Internationale Festivals in Donzdorf auf die
Beine gestellt. Zudem hat die Gruppe zahlreiche Gastspiele in Deutschland gegeben, etliche Gastspiele
fanden auch im Ausland statt und zwar in Frankreich, Belgien, Österreich und Japan. Seit zehn Jahren pflegt
das Aktionstheater eine künstlerische Auseinandersetzung mit den ukrainischen Theaterfreunden aus Odessa. `91 wagten beide Gruppen das Experiment einer gemeinsamen Inszenierung, die der Frage nachging, ob mit den
Mitteln des Theaters, Sprachbarrieren überwunden werden können. Aus Anlaß dieses Jubiläums treten
beide Gruppen mit einer neuen Co-Produktion am 18. Juni vor das Publikum .

Wie ist eine solche Leistung über all die Jahre hinweg, eine solche Ausdauer zu erklären? Steckt da einfach
nur Talent dahinter? Oder Glück? Das auch, aber nicht nur.

Es gibt einen Menschen, dem wir diese - ich möchte schon sagen- Wahnsinnsleistung zu verdanken haben:
Gerhart Kraner. Ohne ihn hätte es das Aktionstheater nie gegeben. Seine Energie hat das Aktionstheater 25
Jahre lang vorangetrieben. Und das Motto dieser Ausstellung "Es muß im Leben doch mehr als alles
geben" ist auch sein Lebensmotto. Es ist für meinen Vater undenkbar, beim Erreichten stehen zu bleiben
oder sich selbstzufrieden zurückzulehnen. Beharrlich, flexibel und kommunikativ arbeitet er seit 25 Jahren
daran, in Donzdorf ein Theater zu etablieren. Dazu braucht man wirklich einen langen Atmen! Und in all
dieser Zeit hat seine Frau, Thea Kraner, mit fast unerschütterlicher Geduld hinter ihm gestanden.

Die große Leistung meines Vaters besteht für mich darin, immer wieder Menschen fürs Theater zu
begeistern; der Zulauf beim Schultheater ist momentan so groß, daß parallel an zwei Inszenierungen gearbeitet
wird. Zudem hat das Aktionstheater - und das ist die zweite große Leistung meines Vaters - eine
Arbeitsmethode entwickelt. Durch diese Methode zeigt das Aktionstheater bemerkenswerte künstlerische und
handwerkliche Ergebnisse. Das war nicht immer so.

Ich erinnere mich an die vernichtende Kritik bei den Göppinger Spieltagen, die gerade bei den ersten
Inszenierungen große handwerkliche Mängel monierte. Auf diesem Forum begegnete die Gruppe Ende der
70er Jahre auch Günther Heft. Dieser Kölner Schauspieler und Regisseur gab erste, wertvolle Tips
zur Sprecherziehung; ich erinnere nur an "Wachsmaske, Meßwechsel". Zahlreiche Kurse beim
Landesverband Amateurtheater übers Schminken, über Beleuchtungstechnik oder Körpertraining besonders
während der 80er Jahre folgten. Ende der 80er Jahre erhielt Gerhart Kraner als Schultheaterleiter durch das
Land Baden-Württemberg die Chance, sich zwei Jahre lang zum Theaterlehrer ausbilden zu lassen. Und im
Laufe der 90er Jahre kam die Auseinandersetzung mit der Arbeitsweise der Odessarer Theatergruppe hinzu.
Sie sehen, daß viele Einflüsse in dieser Arbeitsmethode zusammen kommen. Wenn es Sie interessiert, wie das
Aktionstheater an einer Inszenierung arbeitet, empfehle ich Ihnen, sich genauer die Schautafeln im Foyer in der
Nähe der Fenster oder im oberen Raum in der Mitte anzusehen.

Über 40 Inszenierungen in drei Jahrzehnten hat das Aktionstheater in Donzdorf auf die Bühne gebracht.
Die 70er, die 80er und die 90er Jahre, jedes Jahrzehnt spiegelt sich in der Arbeit dieser Gruppe. Die ersten
vier "Theateraktionen" Ende der 70er Jahre standen noch stark unter dem Einfluß der 68er Revolution.
Diese Aktionen verweigerten jegliche Form des Sprechtheaters und experimentierten mit einer sehr
stark visuell geprägten Formensprache, die mit viel Musik untermalt wurde. Die Gruppe hielt das Theater
für ein politisches Forum, gesellschaftliche Zwänge sollten sichtbar gemacht werden, ob das nun die
Problematik des Sündenbocks bei "Peter, Wolf und Co" oder der Konsumterror beim "Kaufhorn" war.

Mit dem Jahr `81 bricht diese experimentell geprägte Entwicklung zunächst ab. Es war das Jahr der
Vereinsgründung. Eine Gruppe aus Erwachsenen wollte die rechtliche und finanzielle Grundlage
schaffen, auch außerhalb des schulischen Rahmens Theater zu machen. Parallel blieb die
Schultheatergruppe weiter bestehen. Bei der Wahl der ästhetischen Mittel setzte das Aktionstheater zum ersten
Mal auf das Prinzip "Weniger ist mehr". Die Gruppe knöpfte sich literarische Stückvorlagen vor, erarbeitete
sich die handwerklichen Grundlagen der Schauspielkunst und reagierte so auf die Kritik seines
Publikums. Mit dieser Kursänderung hatte die Gruppe großen Erfolg, "Biedermann und die Brandstifter" zum
Beispiel wurde über 20 Mal aufgeführt.

Doch bald blitzte die Experimentierunglust wieder hervor. Das Antiken-Projekt "Antigone" `86 betonte in
hautengen Kostümen den existenziellen Konflikt des Dramas und übersetzte die Archaik des Chores in
Percussion-Musik und Bewegungen, die an den Ausdruckstanz erinnerten.

Auch die Dramatisierung eines Kinderbuches, die Inszenierung "Mehr als alles" `88 wagte sich mit ihren
traumähnlichen Bildern wieder stärker an neue Ausdrucksformen heran, und das diesmal auch
handwerklich sehr gekonnt, wie die Einladung des Aktionstheaters nach Japan zu einem internationalen
Amateurtheater-Festival beweist.

Doch die beiden Abstecher in theatralisches Neuland sollten uns nicht darüber hinweg täuschen, daß die
80er Jahre des Aktionstheaters sehr im Zeichen einer Festigung im Konventionellen standen. Und das meine
ich nicht negativ. Die 80er Jahre gehören schließlich zu der bisher fruchtbarsten Zeit des Aktionstheaters: Fast
die Hälfte aller Inszenierungen fallen in dieses Jahrzehnt.

Doch auch die Bilanz der 90er Jahre mit 16 Inszenierungen und drei internationalen Festivals kann
sich sehen lassen. In diesem Jahrzehnt fallen mir drei Dinge auf: der internationale Schwerpunkt, die
Co-Produktionen von Schultheater plus Erwachsenentheater und der zunehmend wieder freie
Umgang mit literarischen oder dramatischen Vorlagen. Gewissermaßen gereifter, geben die Impulse der
Anfänge dem Aktionstheater sein bis heute unverwechselbares Antlitz: Jugendliche und
Erwachsene arbeiten wieder verstärkt zusammen, Stücke werden auf die Gruppensituation
maßgeschneidert und bei der Wahl der theatralischen Mittel wird wieder alles möglich: So spielt zum Beispiel
"Faust" `97 unter freiem Himmel in einem Gerüst, untermalt mit aktueller Pop-Musik oder so spielt der
"Mensch" nach Moliere `98 im Hier und Jetzt inmitten der Zuschauer.

Künstlerisch ist das Aktionstheater also sehr souverän geworden, ohne dabei jedoch routiniert zu werden. Das
hat vielleicht auch mit einem Problem zu tun, mit dem speziell das Amateurtheater zu kämpfen hat. Das
Engagement der Spieler ist zeitlich begrenzt. So stand die Gruppe schon mehr als einmal kurz vor dem Ende,
weil gleichzeitig mehrere Spieler das Aktionstheater verließen. Ich denke, daß das Aktionstheater diese
Krisen nur deshalb überstanden hat, weil mein Vater an dieses Theater in Donzdorf glaubte. Im Moment wird
eine solche Fluktuation recht gut durch den stetigen Nachwuchs aus dem Schultheater abgefedert.

Die Spuren einer langjährigen Arbeit zeigt Ihnen diese Ausstellung. Die Inszenierungen selbst jedoch sind
unwiederbringlich vorbei. Was also bleibt übrig von einer Arbeit, die so flüchtig ist wie ein Atmenzug?
Nichts weiter als ein bißchen Flitterkram, gestrichene Textbücher, Fotos, Erinnerungen?

  Ich glaube, es bleibt etwas, auch wenn es unsichtbar ist und also nicht in dieser Ausstellung gezeigt werden
kann. Es sind die Menschen, die durch das Aktionstheater verändert worden sind. Schätzungsweise 2000 Aktive und
60 000 Zuschauer standen unter dem Einfluß des Aktionstheaters. Ich bin mir sicher, daß zum Beispiel
mich das Aktionstheater in meiner persönlichen Entwicklung sehr gefördert hat. Ich weiß um meine
Fähigkeiten. Ich verliere nicht den Glauben in mich, auch wenn es mal schwierig wird. Auf neue
Lebensituationen kreativ und flexibel zu reagieren, mich in andere einzufühlen. all das und noch viel mehr
habe ich durch das Aktionstheater gelernt.  

Viel hat das Aktionstheater in einem Vierteljahrhundert aufgebaut. Es hat Menschen beeinflußt und Erfolge
errungen. Doch dürfen wir nicht übersehen, daß auch heute noch die Arbeit der Gruppe unter einem großen
"Trotzdem" steht. Ich habe versucht, Ihnen etwas von der Vergänglichkeit der Theaterkunst nahe zu bringen,
von diesem ewigen Werden und Vergehen, von dem auch die Arbeit des Aktionstheater gezeichnet ist. Es
grenzt an ein Wunder, daß dieses eigentlich doch so zarte Pflänzchen bisher allen Stürmen getrotzt hat. Es
fragt sich allerdings wie lange noch. 

Das Theater ist in besonders hohem Maße auf eine Gemeinschaft angewiesen. Da sind die einzelnen
Gruppenmitglieder, die ihre persönlichen Wünsche und Bedürfnisse einer gemeinsamen Probenarbeit oder
Aufführung unterordnen. Das ist das Publikum, das sich einen Abend freimacht und sich für neue Impulse
öffnet. Da sind die Förderer einer solchen Kulturarbeit: Wie der Generalkonsul Dr. Alexander Grupp, der mit
seinen großzügigen Spenden die internationalen Festivals in Donzdorf mit ermöglichte. Oder Helmut
Kuhn, der Präsident des Landesverbandes Amateurtheater Baden-Württemberg, der unermüdlich
beim Kultusministerium für das Aktionstheater wirbt. Oder die Stadt Donzdorf, die den Verein immer wieder
unterstützt.
Allerdings fehlt noch etwas Wesentliches, das nur gemeinsam geleistet werden kann. Sie wissen sicher,
worauf ich hinaus will, auf die feste Probenbühne für das Aktionstheater, die auf dem Gelände des alten
Bahnhofs wohl möglich wäre, aber der Stadt Donzdorf und ihren Entscheidungsträger vielleicht doch zu teuer
ist.

Ich bitte Sie, öffnen Sie Ihre Herzen und öffnen Sie sich der Tatsache, daß Kunst Raum braucht. Es liegt
leider in der Natur der Sache des Theaters, daß dazu ein Wohnzimmer nicht genügt. Ich lebe in München,
und dort ist es Brauch, daß Privattheater, die zehn Jahre überlebt haben, mit einer festen finanziellen
Unterstützung durch die Stadt rechnen können. Das Aktionstheater hat nun 25 Jahre durchgehalten. Wäre
es da nicht an der Zeit...? Ich bin mir sicher, ein Theaterhaus in Donzdorf hätte auch über die aktive
Zeit meines Vater beim Aktionstheater Bestand. Dann wäre das Theater in Donzdorf zu einer festen
Institution geworden.

  Ich bedanke mich dafür, daß Sie mit mir geatmet haben. Ich bedanke mich dafür, daß wir gemeinsam
eine Reise in die Vergangenheit des Aktionstheater Donzdorfs gemacht haben.

(Schüttelmusik setzt ein)

Ich lade Sie jetzt ein, wieder in Bewegung zu kommen. Sie kommen wieder im Hier und Jetzt an, Sie spüren
Ihren Körper. Sie spüren zu Ihren Verspannungen hin, vom Kopf über den Nacken zu den Schultern, die
Wirbelsäule hinunter zum Becken und von dort weiter  über die Beine bis in die Füße. Wenn Sie möchten,
lockern Sie doch mit einer ganz leichten Bewegung Ihre Muskeln.

Die sogenannte Schüttelmusik - die Sie gerade hören und die jahrelang zum Ausdauertraining des
Aktionstheaters gehörte - möge Sie beim Schlendern durch die Ausstellung begleiten.

 

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.